Völlig überraschend verstarb in der Nacht auf Freitag, 3. Februar 2023 Bürgermeister Volker Herzog. Noch am Donnerstag zuvor hatte er seine Abendtermine wahrgenommen und die Tagesordnungspunkte für die nächste Sitzung vorbereitet. Der studierte Dipl.-Politologe, geboren am 29. August 1962 in Artelshofen, war seit 1996 Bürgermeister der Gemeinde Vorra und viermal in diesem Amt, zuletzt 2020 mit jeweils großem Vorsprung wiedergewählt worden. Seiner Ehefrau Ulrike, seinen Töchtern Anna-Lena und Marie-Theresa sowie allen Angehörigen gilt unsere herzliche und aufrichtige Anteilnahme.
Eine Woche später, am Freitag 10. Februar fand in der Vorraer Marienkirche eine von Pfarrer Björn Schukat gestaltete Trauerfeier statt. Gekommen waren um Abschied zu nehmen zahlreiche Vertreter/-innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen und Verbänden und viele Freunde und Bekannte aus Nah und Fern. Stellvertretend für alle Trauergäste seien hier Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann, ein ehemaliger Vorraer und enger Freund des Verstorbenen, CSU-MdL Norbert Dünkel, Bezirkstagspräsident und Landrat Armin Kroder, begleitet von Altlandrat Helmut Reich sowie für nahezu alle anwesenden Landkreisbürgermeister/-innen Robert Ilg, Hersbruck und VG-Vorsitzender Herbert Seitz, Velden, erwähnt.
Nach 2. Bürgermeister Thomas Prechtel hatten sich Landrat Armin Kroder, FF-Vorstand Florian Seitz, SPD-OV Wolfgang Schwarm und Schützenmeister Klaus Poppendörfer (für alle Vereine) in die Liste der Trauerredner eingetragen. Und mit ergreifenden und sehr persönlichen Worten schilderte Pfarrer Björn Schukat den Werdegang des Verstorbenen.
Wir dokumentieren an dieser Stelle die einzelnen Reden in Auszügen:
2. Bürgermeister Thomas Prechtel:
„Liebe Ulli, liebe Anna-Lena und liebe Marie-Therese,
liebe Familienangehörige, sehr geehrte Trauergäste,
wir sind heute Nachmittag hier in der Marienkirche zu Vorra zusammen gekommen, um vom 1. Bürgermeister Volker Herzog Abschied zu nehmen. Völlig überraschend und für uns alle unerwartet, verstarb er am vergangenen Freitag hier in Vorra. Sein Tod hat weit über die Gemeindegrenzen hinaus große Trauer und Betroffenheit ausgelöst.
In diesen schweren Stunden gilt unser Mitgefühl zu allererst der Familie von Volker, die einen geliebten Menschen verloren hat. Ich wünsche Dir, liebe Ulli sowie Euch liebe Anna-Lena und liebe Marie, viel Kraft und den notwendigen Beistand, den ihr sicherlich in der Familie und bei Freunden finden werdet. Vielleicht spendet aber auch die überwältigende Anteilnahme an Volkers Tod, die wir jetzt und hier erleben dürfen, Euch ein wenig Trost. Sie macht deutlich, welch große Wertschätzung ihm die Menschen entgegen bringen.
Im Namen der Gemeinde Vorra, der Verwaltungsgemeinschaft Velden mit ihren Bürgermeistern und Verwaltungsräten, des Vorraer Gemeinderates und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde und Verwaltungsgemeinschaft sowie der gesamten Bürgerschaft drücke ich Euch unsere tiefe Anteilnahme aus. Vorra verliert mit Volker Herzog eine außergewöhnliche Persönlichkeit und einen kompetenten Bürgermeister, der mit unglaublichem Engagement, mit Herz und Verstand in unserer Gemeinde gelebt und gewirkt hat. Er war Visionär und Lokalpolitiker gleichermaßen und hat sich im Kollegenkreis der Bürgermeister und darüber hinaus ein hohes Maß an Respekt verdient.
Nach Abitur und Grundwehrdienst studierte er zunächst Politikwissenschaften in Bamberg. Leider hatte er mit dem Schwerpunkt „Ostpolitik“ auf das falsche Pferd gesetzt, denn im Zuge von Glasnost und Perestroyka und der damit verbundenen Wende veränderte sich die Welt zu diesem Zeitpunkt komplett. Doch er ließ sich nicht entmutigen, begann eine Lehre im Maurerhandwerk und arbeitete bis zum Beginn der Bürgermeistertätigkeit im Baugewerbe.
Im Zuge zur Aufstellung zu den Kommunalwahlen 1996 bewarb sich Volker Herzog um das Amt des 1. Bürgermeisters. Ich weiß noch allzu gut, über die teilweise sehr abfälligen Bemerkungen aus den verschiedensten Reihen der Bürgerschaft über seine Person. „Was wollt ihr denn mit einem Rocker, einen in Lederhose … und einen Ohrring hat er zudem auch noch!“ Wir aber wussten damals schon, welchen intelligenten, sachlichen und geradlinigen Menschen wir in unseren Reihen hatten. Er hat die Bürgermeisterwahl 1996 gewonnen, trotz Ohrring und Lederhose! Ebenso fuhr er bei den Kommunalwahlen 2002, 2008, 2014 und zuletzt 2020 Erfolge ein und konnte immer wieder den Rathaussessel verteidigen.
Er war somit nicht nur dienstältester Bürgermeister der Gemeinde Vorra und in der VG, sondern im ganzen Landkreis Nürnberger Land. Ferner war er von 2002 – 2014 im Kreistag des Landkreises Nürnberger Land vertreten. Ob das Amt des Bürgermeisters sein Traumberuf war – wir wissen es nicht. Gelebt jedenfalls hat er es und so kannten wir ihn auch. Und oftmals brannte das Licht in seiner Amtsstube länger, als das in der gegenüber liegenden Pizzeria Toni.
Unter der Vielzahl der von ihm und durch ihn verwirklichten und umgesetzten Projekte möchte ich jedoch den Ankauf und Ausbau der Pegnitzinsel mit der Errichtung des dazugehörigen Inselcafés nennen. Innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft konnten mit ihm, insbesondere im Schulwesen, immer gute und zukunftsweisende Entscheidungen getroffen werden. Das jüngste gemeinsame Projekt der drei Mitgliedsgemeinden, den Naturkinderkindergarten in Vorra, hat Volker Herzog mit initiiert, federführend bearbeitet und mit sehr viel persönlichem Engagement begleitet.
Für mich selber war Volker oftmals ein wichtiger Ratgeber, ein vertrauensvoller und loyaler Weggeführte. Ich konnte mich auf ihn verlassen. Das ist in der kommunalpolitischen Arbeit viel wert und ich möchte mich hier und heute nochmals bei ihm bedanken, dass ich an seiner Seite die Entwicklung der Gemeinde Vorra fast 27 Jahre als 2. Bürgermeister mitgestalten durfte. Er hat unglaublich viel geleistet, voraus- und quergedacht. Er war Visionär, er war Profi in der Erörterung von Themen – immer mit dem Blick aufs Machbare.
In der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat erwarb sich Volker Herzog das uneingeschränkte Vertrauen des Gremiums. Er war stets offen und ehrlich und legte den Fokus auf das Wesentliche und Machbare. Er wollte keine Probleme beschreiben, sondern Lösungswege aufzeigen, um auch die politisch Andersdenkenden mitzunehmen.
Liebe Ulli, liebe Anna-Lena und Marie, ihr könnt stolz sein auf Alles was Dein Mann, was Euer Vater für die Gemeinde Vorra geleistet hat.
Sein Name wird immer mit Vorra verbunden bleiben!“
Bezirkstagspräsident und Landrat Armin Kroder:
„…… am vergangenen Freitagmorgen klingelte mein Telefon, Bürgermeister Herbert Seitz ruft an, völlig aufgelöst: Volker Herzog sei heute Nacht gestorben! Diese wirklich unglaubliche Nachricht traf uns wie der Blitz aus heiterem Himmel.
Am Nachmittag dieses Freitags war eigentlich die Eröffnung des sehr lange und insbesondere auch von Bürgermeister Volker Herzog vorangetriebenen Familienstützpunkts als Kreiseinrichtung für die Hersbrucker Schweiz geplant …
Und heute, eine Woche später, sind wir hier zusammen, um von Volke Herzog Abschied zu nehmen. Immer noch wie vom Donner gerührt, das ist alles unfassbar! Beim Schreiben dieser Zeilen blicke ich auf ein Foto, zusammen mit Volker Herzog und Regierungspräsident Eugen Ehmann, das bei der 1000-Jahr-Feier entstand.
Volker Herzog war für uns – ich darf für alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises Nürnberger Land sprechen – ein wertvoller Kollege, wunderbarer Mensch und für mich mit seiner ruhigen verbindlichen und freundlichen Art ein echtes Vorbild. Seine hohen Verdienste um „seine“ Gemeinde hat der 2. Bürgermeister absolut berechtigt lobend und erinnern vorgetragen.
Auf Kreisebene war Volker vom 1. Mai 2002 bis zum 30. April 2014 Mitglied des Kreistages, des Bauausschusses, des Kreisentwicklungsausschusses und des Jugendhilfe- und Sozialausschusses. … Dafür sind wir – dafür bin ich – sehr dankbar!
Politik ist etwa nicht nur das, was man macht, sondern ganz besonders auch das, was man eben nicht macht. Und in schwierigen Lagen wird für alle sicht- und spürbar, wer aus welchem Holz geschnitzt ist.
Eine Situation möchte ich hervorheben:
In der Nacht zum 12. Dezember 2014 brannte eine Asylbewerberunterkunft, in der bald Menschen einziehen sollten. Wegen Hakenkreuzen und ausländerfeindlichen Parolen musste anfangs vor diesem Hintergrund ausgegangen werden. – Und Bürgermeister Volker Herzog stand plötzlich im Sturm politischer und medialer Anforderungen von nationaler Tragweite. In dieser Lage bewahrte unser Bürgermeister die Ruhe, blieb authentisch und kommunikativ stark. Auch das trug dazu bei, dass Vorra zu recht nicht gebrandmarkt wurde! …. Und die wirklichen Ermittlungen ergaben dann auch, dass es um einen versuchten Versicherungsbetrug mit Ablenkungsmanöver ging.
Volker Herzog hat als Dipl.-Politologe, als Politiker und Mensch die Gemeinde Vorra und unserem Landkreis Nürnberger Land ganz entscheidend positiv mitgestaltet, dafür sind wir sehr dankbar!
Der Tod von Volker ist für uns ein großer Schock, wir müssen heute plötzlich und tief traurig Abschied nehmen. … Liebe Familie, liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde, im Namen des Landkreises und seiner Gemeinden, im Namen meines Vorgängers Helmut Reich und ganz persönlich spreche ich Ihnen unsere aufrichtige Anteilnahme aus. Wir spüren den schweren Verlust, der Sie getroffen hat und wünschen Ihnen viel Kraft und Gottes Beistand, um Ihre tiefe Trauer zu bewältigen.“
VOLKER, RUHE IN FRIEDEN!
Florian Seitz, 1. Vorstand FF Vorra:
„ …. Fassungslos und zutiefst betroffen haben wir vom plötzlichen Tod von Volker Herzog erfahren. Sein Tod hat weit über die Gemeindegrenzen hinaus große Trauer und Betroffenheit ausgelöst.
In diesen schweren Stunden gilt unser Mitgefühl zuallererst der Familie von Volker Herzog, die einen geliebten Menschen verloren hat. …. Vielleicht spendet die überwältigende Anteilnahme an Volkers Tod, die wir derzeit überall erleben, ein wenig Trost. Sie macht auch deutlich, welch große Wertschätzung die Menschen ihm entgegengebracht haben. …. Im Namen der Gemeindewehren Vorra, Artelshofen und Alfalter darf ich unsere tiefste Anteilnahme aussprechen.
Die Gemeindewehren verlieren mit Volker Herzog eine außergewöhnliche Persönlichkeit und einen kompetenten Bürgermeister, der mit unglaublichem Engagement, mit Herz und Verstand in der Gemeinde gelebt und gewirkt hat. Durch seine ruhige und besonnene Art hat er sich als Realpolitiker ein hohes Maß an Respekt und Vertrauen verdient. Für die Art und Weise, wie er wertschätzend auf jeden Menschen zuging und für jeden ein offenes Ohr hatte, genoss er auch über die Gemeindegrenzen hinaus große Hochachtung.
In den 27 Jahren seiner Amtszeit als 1. Bürgermeister hat sich Volker Herzog um das Löschwesen der Gemeinde Verdient gemacht. In enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Wehren konnten zahlreiche Beschaffungen getätigt werden, darunter auch neue Fahrzeuge für die FF Artelshofen, Vorra und Alfalter. Auch die Unterstützung der vor rund 20 Jahren neu gegründeten First Responder Gruppe trug maßgeblich zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im mittleren Pegnitztal bei.
Als Mitglied der FF Artelshofen war Volker von 1981 bis 2005 im aktiven Dienst tätig, von 1989 bis 2008 Schriftführer und Mitglied in der Vorstandschaft. Durch seine ruhige und besonnene Art war Volker ein geschätzter Kamerad und eine tragende Säule der Wehr.
Die Gemeinde verliert mit Volker Herzog eine außergewöhnliche Persönlichkeit, einen kompetenten Bürgermeister, einen Kameraden und Freund. Sein Name wird immer mit Vorra verbunden bleiben. …. Wir werden sein Andenken und seine Leistungen stets in Ehren halten und uns seiner mit Respekt und aufrichtiger Anerkennung gedenken“ … (Krankniederlegung)
Wolfgang Schwarm, Vorsitzender des SPD-OV Vorra:
„Tief erschüttert hat unseren SPD Ortsverein die Nachricht vom Ableben unseres ersten Bürgermeisters Volker Herzog. Mit Ihm verlieren wir nicht nur ein Mitglied, das 1986 mit 24 Jahren in die SPD eingetreten ist, sondern vielmehr einen aufrichtigen Menschen der sich in den vergangenen Jahren durch seine menschliche und stets rücksichtsvolle Art viel Anerkennung erworben hat.
Zur Kommunalwahl 1996 hatten wir mit Volker Herzog erstmals einen eigenen geeigneten jungen Kandidaten für das Amt des ersten Bürgermeisters. Mit 33 Jahren wurde er der jüngste Bürgermeister im Nürnberger Land und setzte sich da schon mit Weitsicht über die Parteigrenzen hinweg zum Wohlergehen für unsere Gemeinde ein. Seine soziale, empathische Art, die stets sein Handeln beeinflusste, spürte man unter anderem im Umgang seinen Mitbürgern und im Besonderen seinen Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung und den Mitarbeitern des Bauhofes gegenüber.
Gleichermaßen lag Ihm das Wohl von Kindern und Senioren sehr am Herzen. In all den Jahren bis Corona setzte er sich unter anderem dafür ein, dass wöchentlich das Gemeindemobil mit Fahrer für Einkäufe oder Arztbesuchen unseren Senioren zur Verfügung stand. Kindergarten, Hort und Schule waren Ihm neben allen anderen Aufgaben eines Bürgermeisters von Beginn an ein persönliches Anliegen und blieb für Ihn bis zuletzt eine Herzensangelegenheit.
Volker agierte und arbeitete eher im Hintergrund, -- vermied es gerne soweit es ihm Aufgrund seines Amtes möglich war, im Mittelpunkt zu stehen. Seine Stärken lagen vielmehr …. in der Kommunalen Verwaltung. Seine Ausbildung als Mauerer half ihm sehr bei vielen seiner Entscheidungen. Diese Stärken setzte er mit all seiner Kraft steht’s zum Wohlergehen der Gemeinde erfolgreich ein.
Bei all seinen dienstlichen Aufgaben war Volker immer darauf bedacht, dass alle Ortsteile der Gemeinde in der fortschreitenden, durchaus positiven Entwicklung gleichermaßen berücksichtigt wurden. Er hatte die Gabe, bei bestimmten Maßnahmen einen Schritt weiter zu denken. Mit seinen Blick für das besondere hat Volker für die Gemeinde viel bewirkt. Mit Insel und Café ist der Tagestourismus nach vielen Jahren wieder zurück in Vorra.
Wir, die Mitglieder des SPD-Ortsvereins, die Fraktionsmitglieder des Gemeinderates sind dankbar und stolz zugleich, dass wir weit über die 26 Jahre hinaus mit Volker gemeinsam diesen Weg bis heute gehen durften.
Mit Ihm geht ein aufrichtiger Sozialdemokrat aus unserem Ortsverein und dem Unterbezirk im Nürnberger Land. Schweren Herzens nehmen wir heute Abschied von unserem Mitglied und Bürgermeister Volker Herzog. SPD-Fraktion, Mitglieder und Vorstandschaft werden Ihn in stetiger Erinnerung behalten.“
Klaus Poppendörfer, 1. Schützenmeister SGA (für alle Vereine):
„ … Es gibt Menschen, die schließt man gerne und besonders tief in sein Herz. - Mit Volker ist es uns so gegangen. Für einige von uns war Volker einst ein Spielkamerad, später Schulfreund, Beichtkamerad, Jugendfreund und für viele von uns ein überaus geschätzter Vereinskamerad.
Schon sehr früh, noch im Schulkind-Alter, schloss sich Volker – damals noch unterstützt von seinen Eltern – einzelnen Vereinen in der Gemeinde an. Im Laufe der Jahre wurden daraus 16 Mitgliedschaften in unseren Gemeinde-Vereinen und in der langen Zeit sind bei einigen durchaus mehr als 50 Jahre Zugehörigkeit zusammengekommen.
Die Vereine sind Volker immer sehr wichtig gewesen und das war gut für uns! Nach seiner Wahl zum Bürgermeister war es für Volker selbstverständlich, „seinen „ Vereinen ein verlässlicher Ansprechpartner zu bleiben, ein Ansprechpartner, dem man sich gerne anvertraute. Mit seiner ihm eigenen Art Dinge zu betrachten, Probleme anzugehen, Lösungen aufzuzeigen, Unterstützung zu geben, war Volker einzigartig. ….. Immer verständnisvoll und tolerant, immer eine offene Hand, ruhig bis gelassen, abwägend, ausdauernd, zielstrebig, konsequent …. Das war Volker, kurz gesagt „eine coole Socke!“.
Volker kann man nicht mit 1 zu 1 ersetzen! Was wir aber tun können, ist, in seinem Sinne weitermachen, und er schaut uns dabei zu und er wird stolz auf uns sein. – ADE VOLKER!
Predigt Pfarrer Björn Schukat:
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen!
Liebe Familie Herzog, verehrte Verwandte, Bekannte und Freunde von Volker Herzog – sehr geehrte Trauergemeinde!
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserm Herrn.
Was ist das für eine Glaubensgewissheit, die der Apostel Paulus ausstrahlt! Nichts, absolut gar nichts kann uns trennen von Gott, sagt er, nicht einmal der größte Skandal unseres Lebens – der Tod. Komme, was da will: Die Liebe Gottes, so sagt Paulus, steht über allem drüber. Nichts ist mächtiger, kein Engel, keine wie auch immer geartete Macht, keine Kreatur – weder hier noch da. Wow, das ist beneidenswert, wenn man solche Worte mit Inbrunst aussprechen kann.
Aber ehrlich gesagt: Es gibt Phasen und Situationen in unser aller Leben, da wird diese Glaubensgewissheit mehr als brüchig. Zum einen natürlich, wenn man mit den täglichen Nachrichten konfrontiert wird, mit Krieg und Terror, mit Erdbeben und anderen Katastrophen. Zum anderen aber erschüttern uns Dinge im privaten Umfeld, die die paulinische Sicherheit auf eine harte Probe stellen. Und gerade angesichts dieses nach wie vor hinten und vorne nicht nachvollziehbaren Todes von Volker Herzog stellen sich eher Fragen ein wie: Warum? Warum muss das sein, dieses ganze Leid auf der Welt? Warum lässt Gott das zu? Ist dieser Gott überhaupt lieb? Und manchmal gipfeln solche Gedanken in der Frage: Gibt es Gott überhaupt?
Es gehört wohl beides zusammen in unserem Leben: Momente wie die des Paulus, Momente der tiefsten Überzeugung, der innigsten Gottesbegegnung, der allergrößten Sicherheit: Denn ich bin ich gewiss, dass nichts mich trennen kann von Gottes Liebe! Einerseits.
Alles hat seine Zeit – so heißt es an anderer Stelle in der Bibel. Die Zeit des höchsten Glücks und der größten Freude wechselt sich ab mit der Zeit des bitteren Leides und der tiefsten Trauer. Das gilt für uns alle hier. Und das galt auch für Volker Herzog.
Im August 1962, vor gut 60 Jahren also, wurde Volker als erstes Kind seiner Eltern Berta und Karl in Nürnberg geboren. Zusammen mit seiner jüngeren Schwester Ulla wuchs er in Artelshofen auf. Dort besuchte er auch die Grundschule, wechselte danach auf das Gymnasium in Hersbruck, machte seinen Grundwehrdienst mit der Reserveoffiziers-Laufbahn und studierte schließlich Politologie in Bamberg. Es war nicht so einfach, mit dem abgeschlossenen Studium eine Arbeit zu finden, weswegen Volker Herzog nach dem Studium eine Lehre zum Maurer begann, und zwar bei der Baufirma Gebhard in Düsselbach. Zu seinem profunden intellektuellen Wissen eignete er sich hier auch ganz bodenständiges Handwerkszeug an.
Bei der Firma Gebhard lernte er auch Sie kennen, Frau Herzog, die Sie während Ihres Architekturstudiums ein Praktikum in der Firma machten. Gemeinsam arbeiteten Sie auf diversen Baustellen der Umgebung, unterhielten sich viel und Sie beide merkten einfach: Das passt mit uns! Seit der Vorraer Kirwa 1992 waren Sie beide dann ein Paar, gingen gemeinsam durchs Leben und ergänzten auf ganz besondere Weise.
Das Jahr 1996 wurden dann ein ganz besonderes für Volker, für Sie beide und für ganz Vorra. Der damals amtierende Bürgermeister Fritz Kohl kandidierte bei den Neuwahlen nicht mehr, und die SPD schickte mit Volker Herzog einen ganz jungen Kandidaten ins Rennen. Tatsächlich wurde er gewählt und war mit 33 Jahren der damals jüngste Bürgermeister im ganzen Landkreis.
Allein die Tatsache, dass er insgesamt viermal wiedergewählt wurde als Bürgermeister, zeugt davon, dass seine Arbeit im Dorf und auch weit darüber hinaus über die Maßen anerkannt wurde. „Eine Periode mach ich noch!“ Diesen Satz hörte man öfters von ihm – für dieses Mal hätte das wohl endgültig gestimmt.
Zwei Jahre, nachdem Herr Herzog das erste Mal zum Bürgermeister gewählt worden war, änderte sich auch privat für ihn sehr viel. Denn 1998 heirateten Sie beide, Frau Herzog. Volker zog um, raus aus seinem Artelshöfer Elternhaus im Angerweg und zu Ihnen Am Roten Bühl 12. Und noch im gleichen Jahr kam Tochter Annalena auf die Welt, zwei Jahre später folgte Tochter Marie.
…. Natürlich war Volker vielbeschäftigt – neben seinem Amt als Bürgermeister war er auch zwei Perioden für die SPD im Kreistag gesessen. Und die Arbeit eines Bürgermeisters mit zahlreichen Sitzungen, Besprechungen, Bürozeiten, Ortsbegehungen, Vereinsfeiern und anderen Dingen ist natürlich sehr intensiv. Und trotzdem gelang es ihm, für euch als Familie der starke Mann zu sein, an dem man sich anlehnen konnte und von dem man wusste: Der macht das schon. „Ach, fragen wir doch mal den Volker, den Papa, den Opa – der hat schon eine Idee!“
Eure gemeinsamen Essens- und Kaffeetrinkens-Zeit, euer gemeinsames Meckern über manch Zustände in der Kommune oder woanders, das gemeinsame Holzmachen im Wald: All das hat euch zu einer engen Gemeinschaft zusammengeschweißt und es war einfach ein gutes Gefühl, solch einen Papa, solch einen Mann, solch einen Opa, solch einen Onkel zu haben. Volker kümmerte sich auch um Hund und Katz, die die Familie mit großem Eifer angeschafft hatten und bei denen die Arbeit dann doch an ihm hängen blieb. Der Garten war sein großes Refugium, hier holte er sich Kraft, hier arbeitete er mit Herzblut, und zuletzt legte er mit Enkelin Mia noch Teich samt Fischen an.
Natürlich war auch familiär manches nicht immer einfach gewesen – wo ist es das schon. Aber mit Volker hattet ihr jemanden, der den Laden zusammenhielt, der alle wieder in die Spur brachte, der der Fels in der Brandung war.
Bei aller Anstrengung, bei aller Arbeit, bei aller Herausforderung kann man also durchaus sagen, dass Volker Herzog sowohl im Dienst als auch privat viele gute und segensreiche Zeiten erlebte. Aber er musste auch manch schwere, manch sehr schwere Schicksalsschläge verkraften. So wie im Jahr 1992, als er auf dem Weg zur Kirwa in Enzendorf zusammen mit Schwester Ulla seinen Vater Karl tot auffand. Er war den beiden vorausgegangen und erlag auf der Straße seinen schweren Verletzungen nach einem Autounfall. In der Folgezeit kümmerte sich Volker aufopferungsvoll um seine schwerkranke Mutter und um seine kleine Schwester.
2017 starb sein Schwager Martin. Viel zu jung, ebenfalls überraschend und nur wenige Wochen vor der Konfirmation seiner Tochter Nina. Auch hier war Volker wieder da für seine Schwester und für seine Nichte und tat, was er konnte, um beide zu unterstützen. Dass dann auch noch seine Schwester Ulla 2020 kurz vor Weihnachten plötzlich und unerwartet verstarb – das kann man nicht fassen, das kann man nicht beschreiben, das passt auf keine Kuhhaut. Was für ein Schmerz in der ganzen Familie. Und letztlich war es doch immer wieder Volker, der anpackte, der motivierte, der dafür sorgte, dass es weiterging.
Was Volker Herzog also in all den Krisensituationen seines familiären Lebens auszeichnete, das zeigte er auch in seinem Amt als Bürgermeister: Durch seine große Ruhe, durch seine Bodenständigkeit, durch seine Besonnenheit brachte er Ordnung in manch ein Chaos. Er war der ruhende Pol in schwierigen Phasen und zeigte allen Menschen um ihn herum immer wieder Möglichkeiten, neue Wege zu entdecken. Diese wohltuende Gelassenheit bei gleichzeitiger Zielorientierung ist wohl mit sein größtes Vermächtnis – etwas, von dem wir uns alle eine große Scheibe abschneiden können.
Er war bei allen Diskussionen und Auseinandersetzungen, die es in seiner Position natürlich immer wieder gab und die auch mal kontrovers waren, ein äußerst beliebter Bürgermeister und Mensch. Einer, der sich nie in den Vordergrund stellen wollte, sondern einer, der seine Arbeit mit großen Fachwissen sauber und ordentlich aus der zweiten Reihe heraus versah. Hohe Anerkennung kam ihm aus allen Vereinen, von anderen Kommunen, aus dem Kreistag und anderswo her entgegen. Für seine Angestellten in der Gemeinde war er ein Chef, wie man ihn sich kaum besser vorstellen konnte. Für uns als Kirchengemeinde war er ein überaus verlässlicher Partner, der uns enorm große Unterstützung zukommen ließ – sei es im Friedhofswesen, in Bauangelegenheiten, im weiteren kirchlichen Leben oder vor allem bei allem, was mit dem Kindergarten zu tun hatte. Vollkommen kompromisslos unterstützte er uns in all diesen Bereichen – was für ein Segen für eine Gemeinde und eine Kirchengemeinde, solch einen Bürgermeister zu haben!
Am Donnerstag letzte Woche war langer Nachmittag im Rathaus. Volker Herzog dehnte diesen Nachmittag wie so oft in den Abend hinein aus, kam noch mit vielen Menschen ins Gespräch, erledigte seine Dinge routiniert; es war letztlich alles so wie immer. Niemand konnte auch nur ansatzweise erahnen, dass es sein letzter Tag gewesen sein sollte. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag starb Volker Herzog einen schnellen und vollkommen unerwarteten Tod. Neben all der geschilderten Dankbarkeit, die man für ihn empfindet, ist es nach wie vor eine große Schockstarre, die wir alle hier angesichts seines Todes verspüren. Und das wird wohl auch noch eine Zeitlang so bleiben.
Es ist unsere tiefe christliche Hoffnung, die uns jetzt bleibt neben all den guten Erinnerungen und der großen Dankbarkeit. Unsere tiefe christliche Hoffnung darauf, dass Herr Herzog jetzt schon angekommen ist in Gottes neuer Welt. Dass ihn dort wirklich nichts mehr trennen kann von Gottes Liebe, sondern dass er seinen Schöpfer schauen darf von Angesicht zu Angesicht, versöhnt mit allen und mit allem. Manch Päckchen, das er hier mit sich herumgetragen hat, ist von ihm genommen – und wir hoffen auch darauf, dass wir uns einst wiedersehen werden. Dort, in Gottes Neuer Welt. Möge es unser aller Schöpfer in seiner großen Gnade dem Volker Herzog und uns allen schenken. Amen!
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen! –
Meine Zeit steht in deinen Händen!“